Herr Gerwens, seit einem guten Jahr verantworten Sie wieder den Miele Vertrieb in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Welche Höhen und Tiefen durchlebten Sie in dieser Zeit?
Auch wenn ich bereits seit vielen Jahren für Miele tätig bin, war es eine besondere Verantwortung und Freude, im vergangenen Jahr die Leitung der Region DACH und erneut die Leitung der Vertriebsgesellschaft Deutschland zu übernehmen. Einzig die Umstände, die dazu führten, habe ich mir so nicht gewünscht. Diese Region hat für Miele und für mich eine ganz besondere Bedeutung, nachdem ich ja bereits kurz nach der Jahrtausendwende durch Rudolf Miele und Dr. Peter Zinkann zum Leiter der Vertriebsgesellschaft Deutschland ernannt wurde und diese Rolle dann 2013 an Frank Jüttner übergeben durfte.
Ein absolutes Highlight war für mich die letztjährige IFA, auf der wir unser 125-jähriges Firmenjubiläum gemeinsam mit dem Handel gebührend feiern konnten. Es war ein unvergesslicher Moment, der die enge Verbundenheit und das Vertrauen unserer Handelspartner in Miele eindrucksvoll unterstrichen hat.
Besonders erfreulich ist auch, dass wir den Austausch mit unseren Handelspartnern deutlich intensivieren konnten. Die im letzten Jahr gebildeten Händlerbeiräte haben sich als wertvolle Plattformen für den regelmäßigen und konstruktiven Dialog erwiesen. Gerade wenn auch das Feedback manchmal kritisch war, so profitieren doch alle Beteiligten vom schnellen und regelmäßigen Austausch, der letztlich zu besseren Ergebnissen führt. Ich persönlich - als Sohn eines Fachhändlers - schätze den Austausch mit unseren Kunden sehr und wäre gerne öfter im Handel unterwegs. Dort habe ich immer wichtige Impulse und ein Gefühl für die Wahrnehmung unserer Marke erhalten.
Natürlich gab es auch Herausforderungen, die mit meinem Aufgabengebiet verbunden sind. Wir sind bei den Prozessen noch nicht da, wo wir sein sollten, und die Einführung der neuen IT-Plattform war eine große Herausforderung. Ich habe nach wie vor großen Respekt vor der neuen Aufgabe und der Umsetzung durch die Teams. Gleichzeitig bin ich voller Motivation, dass wir uns den Herausforderungen stellen und gemeinsam mit dem Handel gute Lösungen finden werden. Es freut mich besonders zu sehen, dass wir kontinuierlich daran arbeiten, unsere Partnerschaft weiter zu vertiefen.

(Bild: Miele)
Vergangenes Jahr feierte die Traditionsmarke Miele ihren 125. Geburtstag und es gab zahlreiche Jubiläumsaktionen. Waren Sie mit den Ergebnissen zufrieden?
Unser Ziel ist es, stets die besten Ergebnisse für unsere Kundinnen und Kunden sowie unsere Handelspartner zu erzielen. Zu diesem besonderen Anlass haben wir unsere innovativen Produkte und die Menschen, die sie tagtäglich nutzen, in den Mittelpunkt unserer neuen Markenkampagne gestellt. Von dieser Kampagne mit reichweitenstarker TV-Präsenz profitiert aktuell insbesondere der Küchenfachhandel, da wir unsere Einbaugeräte in den Fokus rücken. Hier verzeichnen wir positive Effekte in der Wahrnehmung und auch im Durchverkauf. Diese positive Entwicklung wird unsere Marke auch in 2025 tragen.
Nicht zuletzt sind wir bei den Produkten sehr gut aufgestellt. Besonders hervorheben möchte ich die ArtLine-Serie in der neuen Farbe Pearlbeige, die Induktionskochfelder mit MattFinish-Oberfläche und unsere Aktionsmodelle aus dem Jubiläumsjahr, die wir bis September weiter anbieten werden. Zum Beispiel haben bereits zum Jahresbeginn unsere Aktionsmodelle „125 Edition“ und „125 Gala Edition“ gestartet. Beide bieten Ausstattungen oder ergänzende Gutscheine für unsere Kundinnen und Kunden für Zubehör und Pflegeprodukte, die es so nur bei Miele gibt – und das zu besonders attraktiven Preisen. Die „125 Gala Edition“ enthält darüber hinaus eine kostenfreie Garantieverlängerung um 125 Wochen – zusätzlich zu unserer regulären zweijährigen Herstellergarantie. Ergänzend hierzu bieten wir unseren Partnern im Küchenfachhandel attraktive Paketpreise für die Komplettausstattung einer Küche mit möglichst nur einer Marke.
Parallel haben wir unseren Auftritt auf der Küchenmeile und die Location auf Gut Böckel völlig neugestaltet. Für die dort vorgestellten Produktneuheiten, eingebettet in einen inspirierenden Markenauftritt, haben wir von unseren Fachhandelspartnern begeisterte Feedbacks bekommen.
Im Rahmen unseres selektiven Vertriebssystems differenzieren wir auch unsere Sortimente und bieten vor allem dem beratungsstarken Küchenfachhandel ein hochattraktives, speziell für ihre Zielgruppe ausgewähltes Sortiment. Dieses zeichnet sich durch ein eigenständiges Design aus: Highlight ist hier unsere komplett grifflose Serie ArtLine. Auch sind z.B. unsere Spitzengeräte in der Regel unseren Küchenfachhandelspartnern vorbehalten. Dies gilt beispielsweise für unsere Induktionskochfelder mit integriertem Dunstabzug und der bereits erwähnten Oberfläche MattFinish oder unsere Dampfbacköfen mit der Selbstreinigungsfunktion HydroClean. Seit November gibt es diese Geräte übrigens auch in unserer neuen und besonders vielseitigen Farbwelt Pearlbeige, für noch mehr Gestaltungsmöglichkeiten in der Küche. Mit diesen und weiteren hochwertig ausgestatteten Modellen geben wir unseren Partnern im Fachhandel somit starke Argumente für den Kauf hochpreisiger und damit margenstarker Topmodelle.
Insgesamt sind wir sehr zufrieden mit dem Verkauf der Jubiläumsgeräte. Wir haben eine sehr positive Resonanz vom Handel erhalten, insbesondere in den Bereichen Wäsche- und Bodenpflege speziell im Elektrofachhandel, sowie den MattFinish Kochfeldern und Backöfen mit AirFry Funktion, die der Küchenfachhandel besonders positiv angenommen hat und unsere Kunden begeistern.
Welche Produkte stehen derzeit bei Miele besonders im Fokus und welches Gerätedesign ist in aktuellen Küchen angesagt?
Hervorragende Resonanz besonders für das Küchenneugeschäft haben wir für unsere Geräte in Pearlbeige und der MattFinish Oberfläche erhalten. Darüber hinaus sehen wir einen Trend zu energieeffizienten Geräten und Geräten mit einem größeren Fassungsvermögen (Kühlschränke, Wäschepflege, Geschirrspüler).

(Bild: Miele)
Zirkularität ist ein großes Thema unserer Zeit. Wie ist Miele hier aufgestellt und wie kann der Händler beim Verbraucher damit punkten?
Zunächst sprechen wir bei Zirkularität in erster Linie von einer Effizienzmaximierung der verwendeten Ressourcen oder zur Abfallminimierung dieser. Dabei soll der Wert der verwendeten Materialien solange wir möglich erhalten bleiben. Zirkularität zielt darauf ab, Produkte zu reparieren, wiederzuverwenden oder zu recyceln, um so den Ressourcenverbrauch nachhaltig zu gestalten. Nachhaltigkeit und Zirkularität stehen im engen Zusammenhang, da beide Ansätze darauf abzielen, Ressourcen effizient zu nutzen und die Umweltbelastung zu minimieren.
Seit 125 Jahren steht unser Familienunternehmen für solides, verantwortungsvolles Wirtschaften. Wir handeln integer, arbeiten qualitätsbewusst und stellen uns den Aufgaben unserer Zeit. Themen wie Ressourcenverknappung, der Klimawandel und der Verlust biologischer Vielfalt sowie die Komplexität der Lieferketten gehen wir gezielt an – mit verschiedenen Ansätzen und geleitet durch unsere Nachhaltigkeitsstrategie. Konkret wollen wir die Kreislaufwirtschaft (Zirkularität) fördern und damit auch unseren Rohstoffbedarf senken und unsere Treibhausgasemissionen verringern.
So gibt es aktuell rund 48 Projekte, die sich über verschiedenste Unternehmensbereiche erstrecken. Mit einem Pilotprojekt in den Niederlanden beschreiten wir seit 2022 einen neuen Weg: Statt ausrangierte Waschmaschinen der Entsorgung zu überlassen werden geeignete Altgeräte dort generalüberholt und Verbraucherinnen und Verbrauchern als preislich attraktive Alternative zum Neugerät angeboten.
Kreislaufwirtschaft ist gut für die Umwelt und den Geschäftserfolg. Das gilt auch für den Handel. Dabei gibt es künftig sicherlich großes Ausbaupotential für den Handel, z.B. durch
- Rücknahme und Wiederaufbereitung von Altgeräten. Hier können Händler kostengünstigere Alternativen zu neuen Produkten anbieten.
- Innovative Dienstleistungen: Händler können durch Miet- oder Leasingmodelle flexible und moderne Nutzungsmöglichkeiten bieten.
- Vertrauen und Loyalität: Durch transparente und umweltfreundliche Praktiken können Händler Vertrauen und Loyalität der Kunden stärken.
Die Stärke des Handels liegt klar in seiner Beratungsleistung. Händler haben den Vorteil, dass sie über nachhaltige Praktiken kommunizieren können und darüber mit den Konsumenten in den Austausch gehen. Dieses Engagement kann letztendlich zu einer Stärkung der Kundenbindung führen.
Wo sehen Sie das Zukunftsprojekt „KI-unterstützte Hausgeräte“ in fünf Jahren und wie wird das Thema bei Miele gelebt?
In fünf Jahren steht KI-Unterstützung – wie im Übrigen heute schon - als zentrales Element in unserer Innovationsstrategie. Für uns steht das smarte Erlebnis für den Kunden klar im Vordergrund, das die user-experience deutlich verbessert und einen greifbaren Mehrwert in puncto Komfort, Lifestyle und der nachhaltigen Nutzung unserer Geräte bietet. Miele nutzt KI heute schon in verschiedenen Bereichen, wie z.B. der Smart Food ID, die Lebensmittel im Backofen automatisch erkennt und zubereitet. Ein anderes aktuelles Beispiel für die Nutzung von KI ist AI Diagnostics, welches bei der Behebung von Gerätestörungen unterstützt und durch ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘ Kundendiensteinsätze reduziert.
Aktuell sind mehr als die Hälfte unserer Produkte vernetzungsfähig. In fünf Jahren wird dieser Wert auf annähernd 80 Prozent steigen. KI wird deutlich häufiger zum Einsatz kommen, wenn sie beispielsweise die Bedienung vereinfacht oder beim Kochen unterstützt. Auch in diesem Jahr können sich unsere Handelspartner als auch Kundinnen und Kunden auf weitere smarte Lösungen freuen, die wir auf der diesjährigen IFA vorstellen werden.
Smarte Features helfen im Übrigen auch bei der Schonung von Ressourcen: Ein Großteil des CO2-Fußabdrucks der Miele-Hausgeräte entsteht in der Nutzungsphase. Wir sorgen – auch dank smarter Funktionen – dafür, dass unsere Geräte besonders energieeffizient arbeiten und unterstützen unsere Kundinnen und Kunden dabei, diese noch sparsamer zu betreiben. So zeigt unser Consumption Dashboard in der Miele App die Verbräuche verwendeter Programme an, gibt Tipps für eine effizientere Gerätenutzung und hilft damit, den Strom- und Wasserverbrauch weiter zu senken.
Haben Sie eine Message an Ihre Handelspartner für das Jahr 2025?
Ich möchte dem Handel keine Ratschläge erteilen, sondern vielmehr einen Wunsch äußern: Ich wünsche mir, dass der Handel weiterhin die beeindruckende Resilienz behält, die er über all die Jahre hinweg bewiesen hat. Die Corona-Zeit und auch die Zeit danach waren unfassbar herausfordernd, und der Fachhandel hat diese Herausforderungen hervorragend gemeistert. Es bleibt weiterhin wichtig, hochwertig zu verkaufen, um bei möglicherweise geringerer Nachfrage die Durchschnittserlöse zur Kostendeckung nicht zu verlieren und den echten Mehrwert zu dokumentieren.