Die 100 Jahre IFA Jubiläumsfeier ist nun schon wieder passé. Was waren Ihre persönlichen Highlights der diesjährigen IFA und was hat diese Jubiläumsausgabe aus Ihrer Sicht so besonders gemacht?
Dr. Sara Warneke: Die Jubiläumsausgabe der IFA war für mich eine besondere, weil sie nicht nur die neuesten Innovationen präsentiert, sondern auch die Geschichte und den Einfluss der IFA auf die Technologiebranche gefeiert hat. Ein absolutes Highlight war für mich persönlich die historische Ausstellung zur Entwicklung der Technologie über die letzten 100 Jahre. Es war beeindruckend, zu sehen, wie weit wir technologisch gekommen sind und das auf einer so renommierten Bühne wie der IFA. Diese Verbindung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft machte die Veranstaltung für mich einzigartig.
Leif Lindner: Da kann ich nur zustimmen. Die Jubiläumsausgabe der IFA war auch für mich ein unvergessliches Erlebnis. Vor allem aufgrund der Vielfalt der Präsentationen und der Möglichkeit, so viele visionäre Ideen an einem Ort zu sehen. Besonders hat mich gefreut, dass es uns gelungen ist, für die IFA Gala hochkarätige Gäste aus Politik und Industrie zu gewinnen. Wir haben gemeinsam die wichtigsten Meilensteine der Messe und der Technologiebranche gewürdigt. Darauf hat sich zum Beispiel auch Bundeskanzler Olaf Scholz in seiner Rede bezogen und die Bedeutung von Innovation herausgestellt wurden.
Wie ist das Stimmungsbild unter den Ausstellern und Besuchern in diesem Jahr gewesen? Und was lässt sich daraus fürs nächste Jahr ableiten?
Warneke: Die Stimmung war sehr positiv, alle haben die Erleichterung gespürt, dass nach den Herausforderungen der letzten beiden Jahre wieder so viele Menschen das Messegelände besucht haben. Nicht nur das hat die Aussteller begeistert, sondern auch die Qualität der Gespräche auf allen Ebenen. Für nächstes Jahr sehe ich eine noch größere Dynamik, da viele unserer Aussteller bereits jetzt konkrete Pläne haben und neue Innovationen vorstellen möchten.
Lindner: Das Feedback der Aussteller war durchweg positiv. Wir haben so viele Zusagen für die IFA 2025 wie seit zehn Jahren nicht mehr zu diesem Zeitpunkt. Dieses Commitment für die IFA als die entscheidende Leitmesse für die Branche freut uns natürlich sehr. Viele haben betont, dass die IFA trotz der zunehmenden Digitalisierung nach wie vor ein unverzichtbarer Branchen-Treffpunkt bleibt. Die Besucherzahlen und das Engagement zeigen, dass das Interesse an persönlichen Begegnungen und Erlebnissen ungebrochen ist. Auch die Sommergarten-Events, die erstmalig seit 2019 wieder stattfanden, haben großen Anklang gefunden. Darauf bauen wir für die kommende IFA auf.
Hat die IFA 100 die Erwartungen der IFA Management und der gfu erfüllt?
Lindner: Ja, unsere Erwartungen wurden sogar übertroffen. Das Jubiläum hat gezeigt, dass die IFA auch nach 100 Jahren eine zentrale Plattform für Innovationen bleibt. Die Resonanz von Ausstellern und Besucher:innen war durchweg positiv und beweist, dass die Messe ihre Bedeutung in der Branche bewahrt hat. Auch wenn sie sich für den ein oder anderen eingefleischten, langjährigen IFA-Fan verändert hat. Die IFA geht mit der Zeit und genau das ist es, was sie stabil und wandlungsfähig zu gleich macht.
Warneke: Absolut. Es war ein riesiger Erfolg, sowohl in Bezug auf die Besucherzahlen als auch auf die internationale Aufmerksamkeit, die die Messe auf sich gezogen hat. Und wir haben noch eine Menge vor. Wir wollen in den kommenden Jahren weitere Konzepte umsetzen, physische wie digitale, um weiterhin die Relevanz der IFA sicherzustellen.
Stichwort Relevanz, in den letzten Jahren wurde die Relevanz von Messen im digitalen Zeitalter vermehrt infrage gestellt. Was antworten Sie auf diese Kritiken?
Warneke: Digitale Formate haben definitiv an Bedeutung gewonnen. Aber im Austausch merke ich, dass meine Gesprächspartner:innen ebenfalls überzeugt sind, dass die persönliche Begegnung und das direkte Erleben von Produkten in einer realen Umgebung durch nichts zu ersetzen sind.
Lindner: Messen werden im digitalen Zeitalter nicht überflüssig, sie verändern sich lediglich. Menschen wollen nach wie vor Produkte anfassen, direkt mit Herstellern sprechen und persönliche Eindrücke sammeln können. Was sich ändern muss, ist die Art und Weise, wie Messen organisiert werden – hybrid, interaktiver und zugänglicher für eine breitere Zielgruppe. Die Besucher:innen müssen aktiv mit eingebunden werden, statt sie passiv zu beschallen. Die IFA geht mit gutem Beispiel voran, indem sie digitale Elemente integriert, ohne den Fokus auf das physische Erlebnis zu verlieren.
Können Sie ein konkretes Beispiel geben?
Lindner: Nehmen wir Smart Home. Das betrifft einen Großteil unserer Aussteller, egal ob aus dem Bereich Consumer Electronics oder Home Appliances. Auf der Messe habe ich sowohl als Fachändler:in als auch als Besucher:in die Möglichkeit, Technik in einem simulierten Anwendungsfall zu erleben und in ihre persönliche Lebenswelt übertragen zu können. Das geht allein über den Computerscreen oder auf dem Smartphone schlechter.
Was können die Aussteller und Besucher im kommenden Jahr von der IFA erwarten? Und wie wird sich die IFA generell in den nächsten Jahren aufstellen (müssen), um als Plattform für Ihre Branche relevant zu bleiben?
Lindner: Die IFA wird sich im kommenden Jahr verstärkt darauf fokussieren, den Erlebnis- und Eventcharakter zu erweitern, um sowohl ihren Ausstellern als auch Besucher:innen mehr Interaktion und Mehrwert zu bieten. Auch unsere Aussteller können mit dynamischeren Präsentationen und einem stärkeren Fokus auf Produktinszenierungen die Besucher:innen begeistern und somit ihren Teil zu einer erfolgreichen IFA beitragen. Entertainment wird dabei eine große Rolle spielen, sei es durch Live-Demos, Shows oder prominente Sprecher, Testimonials und Celebrities, die durch Keynotes und Diskussionen inspirieren und informieren. Darüber hinaus wird die IFA in den kommenden Jahren vermehrt auf Partnerschaften und Kooperationen setzen, um ihre Relevanz zu stärken. Branchenübergreifende Initiativen und die Einbindung von Start-ups können dabei neue Impulse setzen. Letztendlich wird die IFA ihr Angebot zunehmend diversifizieren, um auch durch die wachsende Konkurrenz durch digitale Messen und spezialisierte Events erfolgreich zu bestehen.
Wie plant die IFA, in Zukunft Innovationen und Nachhaltigkeit erfolgreich miteinander zu verbinden?
Warneke: In den kommenden Jahren wird die IFA weiter in Technologie investieren, um sowohl Ausstellern als auch Besucher:innen eine nahtlose, immersive und zugleich nachhaltige Messeerfahrung zu bieten. So bleibt die IFA auch in einer zunehmend digitalen Welt relevant. Ein besonderer Fokus werden wir dabei auf nachhaltige Innovationen und zukunftsweisende Technologien wie Künstliche Intelligenz, Smart Home, Content Creation, Digital Health und Connectivity legen. Fundierte Keynotes von Branchenführer:innen werden weiterhin wichtig bleiben, um Trends zu beleuchten und Visionen für die Zukunft der Technologie zu teilen.
Lindner: Die IFA plant, in Zukunft Innovationen und Nachhaltigkeit erfolgreich miteinander zu verbinden, indem sie als Messe sowohl für B2B als auch für Endverbraucher eine Plattform schafft, auf der technologische Fortschritte und nachhaltige Lösungen gleichermaßen präsentiert werden. Dabei wird der Event-Charakter der Messe weiter in den Fokus gerückt, um Innovationen erlebbar zu machen und gleichzeitig das Bewusstsein für nachhaltige Entwicklungen zu stärken.