Das Einkaufen über Online-Plattformen, allen voran Amazon, ist für viele Konsumenten längst selbstverständlich geworden. Mit insgesamt 60 Prozent der Anteile am Online-Handel bleibt Amazon laut ECC der unangefochtene Platzhirsch und auch als Informationsquelle fungiert Amazon als erste Anlaufstelle sowohl vor dem Online-Kauf (52 %) als auch vor dem stationären Kauf (35 %). Doch das Plattformumfeld wandelt sich, insbesondere durch das Aufkommen neuerer Anbieter wie Temu, Shein oder jüngst dem TikTok Shop, der in Deutschland voraussichtlich ab 2025 verfügbar sein soll.
Wie bewerten deutsche Händler diese „neuen“ Plattformen? Dieser Frage geht die neue ECC Club Studie „Kampf der Plattformgiganten“ nach. Darin zeigt sich: Trotz schlechtem Image kaufen Konsumenten über die Asia-Plattformen, vor allem Temu erreicht mittlerweile eine recht große Käuferschaft (32 %). Deutsche Händler sehen aktuell weder Online-Marktplätze mit Waren aus Asien (65 %) noch den kommenden TikTok Shop (67 %) mittelfristig als Bedrohung für das eigene Unternehmen.
Händler frustriert von unfairen Wettbewerbsvorteilen
Die Mehrheit der Händler (70 %) ist verärgert angesichts der neuen Anbieter, auch wenn sie derzeit kaum als Gefahr bewertet werden. So sind 78 Prozent der Meinung, dass sich Temu, Shein & Co. unfaire Vorteile im Wettbewerb verschaffen und sich nicht um Themen wie Nachhaltigkeit (84 %), Datenschutz (79 %) sowie Produktsicherheit- und Qualitätsstandards (72 %) kümmern. Die befragten Händler sehen hier die Politik in der Pflicht, in Form von Regulierung und Verboten (78 %) aktiv zu werden oder gehen davon aus, dass der Markt regeln wird, wer sich durchsetzt (81 %).
„Anstatt ausschließlich auf politische oder marktbedingte Regulationen zu warten, sollten Händler selbst aktiv werden. Die Mehrheit erkennt trotz des Frusts auch den Nutzen von den neuen Marktplätzen mit Waren aus Asien an: Diese greifen Trends schnell auf und bieten eine riesige Produktauswahl. Insofern gilt es, von den neuen Plattformen zu lernen, wo es zur eigenen Positionierung passt, sei es durch Gamification auf der eigenen Website oder durch eine Präsenz auf den Plattformen“, sagt Julia Frings, Projektmanagerin am ECC Köln.
Konkurrenz für Online-Marktplätze
Um Kaufanteile bangen müssen aus Händlersicht vor allem Online-Marktplätze, insbesondere Amazon. So sehen 46 Prozent der Befragten die Plattformen mit Waren aus Asien und 31 Prozent den TikTok Shop primär als Konkurrenz für Amazon. Diese Einschätzung spiegelt sich auch in der (geplanten) Nutzung der Plattformen wider: Mehr als die Hälfte der Händler kann sich eine Nutzung von Temu und Co. (53 %) sowie vom TikTok Shop (55 %) als Verkaufskanal nicht vorstellen. Genutzt werden die Marktplätze mit Waren aus Asien entsprechend lediglich von einem geringen Anteil (11 %), ähnlich steht es um die Planung einer Präsenz im TikTok Shop (12 %). Dabei hat TikTok aus Händlersicht Potenzial: Die Mehrheit ist davon überzeugt, dass das soziale Netzwerk immer wieder neue Trends setzt (83 %), auch neuen Marken eine Plattform zur Positionierung bietet (82 %) und Kunden effektiv anspricht (74 %).