Nachdem der Konsumklima-Indikator viermal in Folge gestiegen ist, erleidet er nun einen leichten Rückschlag. Dies ist hauptsächlich auf die leicht gesunkenen Einkommenserwartungen und insbesondere auf die gestiegene Sparneigung zurückzuführen, die im Juni um 3,2 Punkte auf 8,2 Punkte zugenommen hat.
„Die Unterbrechung des zuletzt verzeichneten Aufwärtstrends des Konsumklimas zeigt, dass der Weg aus der Konsumflaute mühsam werden wird und es immer wieder zu Rückschlägen kommen kann“, erläutert Rolf Bürkl, Konsumexperte beim NIM. „Die im Mai wieder etwas höhere Inflationsrate im Land sorgt für mehr Verunsicherung bei den Konsumenten, die auch im Anstieg der Sparneigung zum Ausdruck kommt. Für eine nachhaltige Erholung der Konsumstimmung benötigen die Verbraucher – neben den existierenden realen Einkommenszuwächsen – auch Planungssicherheit, die vor allem für größere Anschaffungen der Haushalte notwendig ist. Und diese Planungssicherheit wird dann zurückkehren können, wenn zum einen der Preisauftrieb weiter gebremst wird, und zum anderen den Verbrauchern klare Zukunftsperspektiven aufgezeigt werden. Dazu gehört auch, dass von der Regierung zügig und klar kommuniziert wird, was auf sie als Folge der anstehenden Haushaltsberatungen an Be- und Entlastungen zukommen wird. Dann können sich auch die spürbaren realen Einkommenszuwächse durchsetzen und die Verbraucher werden verstärkt bereit sein, größere Ausgaben zu tätigen“, sagt Rolf Bürkl.
Aufwärtstrend der Einkommenserwartung vorerst gestoppt
Der bisherige Aufwärtstrend bei der Einkommenserwartung hat sich im Juni vorläufig nicht fortgesetzt. Nach vier aufeinanderfolgenden Anstiegen verzeichnet der Indikator einen Rückgang um 4,3 Punkte auf 8,2 Punkte. Trotz dieses Rückgangs liegt der Wert immer noch um fast 19 Punkte höher als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Ein wesentlicher Faktor für den leichten Rückgang der Einkommensaussichten ist wahrscheinlich der Anstieg der Inflationsrate. Laut dem Statistischen Bundesamt lag die Inflationsrate im Mai dieses Jahres bei 2,4 Prozent, nachdem sie in den Monaten März und April jeweils 2,2 Prozent betragen hatte. Damit entfernte sie sich erneut von dem Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB), der bei etwa 2 Prozent liegt. Eine im Juni durchgeführte detaillierte Analyse des NIM zu den Einkommenserwartungen bestätigt den Einfluss der Inflation. In einer offenen Umfrage nannten über 62 Prozent der Teilnehmenden die steigenden Preise als Hauptgrund für ihre pessimistischen Einkommenserwartungen.
Anschaffungsneigung bleibt weiterhin gering
Die Kaufbereitschaft der Verbraucher bleibt weiterhin nahezu unverändert. Seit über zwei Jahren stagniert der Indikator auf einem sehr niedrigen Level. Diesen Monat fällt er um 0,7 Zähler und liegt jetzt bei -13 Punkten. Verglichen mit der gleichen Periode des Vorjahres zeigt sich ein geringfügiger Anstieg von 1,6 Punkten.
Die aktuelle Zurückhaltung beim Kauf ist größtenteils auf ansteigende Preise zurückzuführen. Wenn private Haushalte mehr für Lebensmittel und Energie ausgeben müssen, stehen weniger finanzielle Mittel für größere Anschaffungen zur Verfügung. Darüber hinaus führt die Unsicherheit in der Planung dazu, dass eher Rücklagen für Notfälle gebildet werden, die dann nicht für den Konsum verfügbar sind.
Hoffnung auf schnelle wirtschaftliche Belebung lässt nach
Die Erwartungen in Deutschland auf eine schnelle wirtschaftliche Erholung im Laufe dieses Jahres wurden im Juni gedämpft. Nachdem der Konjunkturindikator viermal in Folge gestiegen war, fiel er um 7,3 Punkte und erreichte einen Wert von 2,5.
Obwohl es im Juni zu einem Rückgang kam, ist zu erwarten, dass sich die wirtschaftliche Erholung in Deutschland in der zweiten Jahreshälfte fortsetzen wird. Die Verbraucher gehen jedoch von einer eher schwachen Erholung aus. Eine leichte Beschleunigung wird erst für das nächste Jahr von einigen Wirtschaftsexperten erwartet.