Die Kamera ist auf den Scan-Bereich des Self-Checkout-Terminals gerichtet. Im Hintergrund werden die produzierten Video-Sequenzen mit vorgegebenen Shrink-Szenarien abgeglichen. Wurde ein Artikel am Scanner vorbeigeführt, ohne ihn zu scannen oder wurde etwa ein anderer Artikel gescannt? Wurde der EAN-Code mit dem Finger abgedeckt oder zwei Artikel voreinander gehalten? Passen Artikel und EAN-Code zusammen? Hat sich ein Kunde, ohne seine Transaktion zu bezahlen, vom Self-Checkout entfernt? Das hier beschriebene Sicherheitssystem, bestehend aus IP-Kameras und KI-basierter Software, erlernt und erkennt solche Fehlbedienungen und warnt in Echtzeit.
Reaktionen darauf kann der Anwender für den Einzelfall selbst definieren: Einen Hinweis an den Kunden auf dem Terminal-Display, dass ein Artikel nicht richtig erfasst wurde – alternativ oder in Kombination mit einer Audio-Durchsage. Oder über eine Info an zuständige Mitarbeiter, etwa auf ein mobiles Gerät, auf dem die aufgezeichnete Transaktion noch einmal angeschaut werden kann. Eine weitere Möglichkeit ist ein automatischer Abbruch des Checkout-Prozesses bei bestimmten Vorgängen oder eine direkte Kontrolle des Kunden durch das Marktpersonal.
Neue Baustein für die „Wall of Secure“
Einerseits zielt das System auf Gelegenheitsdiebe, andererseits aber auch auf Profis, die auf hochpreisige Produkte aus sind und SB-Stationen bevorzugen, weil sie wissen, wie man die technischen Schutzmaßnahmen umgehen kann. Entsprechend rege ist das Interesse der Retailer an KI-basierten Software-Lösungen, die sukzessive mit (visuellen) Informationen zu neuen Diebstahls- und Betrugsszenarien, zu Vorgehensweisen und Verhaltenscharakteristika von Ladendieben „gefüttert“ werden. Die Systeme lernen daraus und werden so immer besser und zuverlässiger darin, Einzelvorfälle zu entdecken, einzuordnen, zu vergleichen, intelligent zu interpretieren und auf dieser Basis Handlungsempfehlungen abzugeben.
Loss-Prevention-Plattformen mit vielen Anwendungen
Um ihren Handelskunden solche zusätzlichen Sicherheitstools bereitstellen zu können, fungieren die Anbieter von SB-Kassen als Treiber der Computer-Vision-Technologie. Zum Beispiel hat Diebold Nixdorf, zusammen mit UK-Partner SeeChange, unter dem Label „Vynamic Smart Vision“ eine entsprechende Lösung entwickelt, die bereits im Live-Betrieb erprobt wird. ITAB arbeitet im kamerabasierten KI-Bereich mit den Spezialisten Signatrix und Rapitag zusammen und fährt momentan Labor-Tests bei einigen Händlern. Toshiba rollt momentan zwei Projekte seiner Lösung für Produce Recognition und Fraud Prevention aus. Passende Tools für den Self Checkout stellen aber nicht nur die Kassenhersteller, sondern auch auf Sicherheit spezialisierte Dienstleister wie Axis Communications, Sensormatic oder Re-Vision (inzwischen Teil von Extenda Retail) bereit. Auch GK Software zeigt auf der EuroCIS 2024 mit „GK AIR Fraud Detection“ eine KI-basierte Lösung, die mit dem Ziel entwickelt wurde, eine selbstlernende Warenkorbüberprüfung am Point of Sale zu integrieren. Für jeden Warenkorb ermittelt die Software die Wahrscheinlichkeit eines korrekten Scanvorgangs mittels eines Scoring-Algorithmus. Basierend auf den Daten des aktuellen Warenkorbs und dem Verhalten des Kunden erkennt sie Unregelmäßigkeiten bei einer Transaktion. Die KI lernt ständig dazu und nutzt dieses Wissen für zukünftige Entscheidungen.