Nachhaltigkeit in der Lieferlogistik
Herausforderungen der Routenplanung und Zustellung
Eine effiziente Routenplanung sieht vor, dass Fahrten der Zustellerteams vorausschauend koordiniert werden. Hierfür wird das Adressdaten-Management relevant. Die Adressdaten der Lieferungen, die der Routenplanung und damit der Fahrroute zugrunde liegen, bergen häufig ganz eigene Herausforderungen. Für die Lieferanten kann dabei besonders aufwendig sein, dass Hauseingang mit Klingel und Straße nicht immer nah beieinander liegen, und sie wertvolle Zeit mit der Suche verlieren. Es kommt in Großstädten häufiger vor, dass zwei nebeneinander liegende Häuser in einer Straße in unterschiedlichen Postleitzahlgebieten liegen und deswegen nicht von einem Fahrzeug „in einem Aufwasch“ angefahren werden, sondern doppelt Anfahrt und Zeit aufgewandt wird. Besonders kurios wird die Suche, wenn, wie etwa in Berlin, in einer Stadt Straßennamen mehrfach vorkommen. Zu diesen örtlichen, mitunter schwierigen Gegebenheiten kommen dann noch nicht-beschriftete Klingeln oder nicht anwesende Empfänger dazu, und die Pakete müssen zurück ins Transportauto. Besonders ärgerlich sind aber schlicht fehlerhafte Adressdaten oder geänderte Nachnamen in den Kundenstammdaten, die bei einer Bestellung nicht korrigiert wurden, etwa nach einem Umzug oder einer Heirat. Das kostet Zustelldienste Zeit und verursacht extra Wege.Datenpflege senkt Emissionen
Es gibt zwei Ansatzpunkte, die hier für etwas Linderung und Ressourcenschonung sorgen: Zum einen spielt für Handelsunternehmen eine gut gepflegte und aktuelle Kundendatenbank mit aktuellen Adressen eine wichtige Rolle, um Chaos in der Zustellung zu vermeiden und unnötige Wege zu reduzieren. Im besten Fall enthält diese nicht nur postalische Adressen, sondern auch noch andere Geodaten, wie etwa What3Words oder Point, die das Auffinden von Gebäuden und Hauseingängen, beispielweise auf einem Firmengelände, wesentlich vereinfachen.Datenmanagement-Tools helfen bereits beim Erfassen der Kundenadressdaten, etwa indem sie per Autovervollständigung Tippfehler vermeiden oder mit einer Adressvalidierung die Korrektheit der Adresse überprüfen. Positive Effekte gibt es sowohl auf Händler- als auch auf der Kundenseite: Die Händler können aus einer gut gepflegten Kundendatenbank großen Marketing-Wert schöpfen, etwa mit zielgerichtet Angeboten. Für die Kunden macht sich das an der Stelle in einer klaren und eingängigen Usability und einer reibungslosen Zustellung bemerkbar.
Lieferadresse: Packstation
Um jedoch das hohe Verkehrsaufkommen gerade in Innenstädten zu entlasten und verstopfte Straßen durch haltende Zustellfahrzeuge zu vermeiden, kann zum anderen dieses Vorgehen sinnvoll sein: Das Bündeln von Lieferungen an eine Packstation. Das spart Emissionen auf der letzten Meile, die Zeit für die Haustürsuche und die Retoure aufgrund von Nicht-Anwesenheit. Für den Einzelhandel liegt eine große Chance darin, Packstationen in den lokalen Ladengeschäften zu integrieren: So können sie die überzeugten Online-Shopper in den Laden holen. Die Rolle als logistischer Knotenpunkt lässt sich dann noch weiter ausbauen – Filialen können sich in Fulfillment-Hubs verwandeln und auch Bestellungen annehmen, verpacken oder die Retouren managen. Die Schnittstelle zum Verkaufspersonal wird gestärkt und lässt sich für Cross-Selling nutzen.Doch was bedeutet es für Handelsunternehmen, wenn sie nicht mehr an die Privatadresse liefern, sondern im Kundendatensatz die Packstation vermerkt ist? Die Wichtigkeit der Erkenntnisse aus Adressdaten, sowie die Nutzung für Marketingzwecke bleibt ja bestehen. Sie sollten die Kundendaten als wichtigstes Asset und die Abfrage als wichtigen Teil der Customer Journey verstehen. Sie müssen genau schauen, an welcher Stelle Kunden bereit sind, ihre Daten preiszugeben und müssen verstehen, welchen Mehrwert sie davon haben. Hier ist große Sensitivität gefragt, damit keine redundante Abfrage erfolgt, oder viel zu viele Daten abgefragt werden. Eine Möglichkeit ist das Anlegen eines Kundenkontos, das nicht verpflichtend sein darf. Zufriedene Kunden sind aber nach einem positiven Kauferlebnis eher bereit, Angaben zu machen.
Gelingt Online-Händlern hier die Gratwanderung zwischen Datenabfrage und Usability, erhöht das die Kundenloyalität enorm. Transportieren diese dann aktiv den Nachhaltigkeitsgedanken und schonen Ressourcen bei der Auslieferung, ist das nicht nur sinnvoll im Anbetracht des Klimawandels, sondern auch noch gut für die Reputation, da nachhaltige Geschäftsprozesse immer stärker zum Wettbewerbsfaktor werden. Kunden können die Abholung planen und mit dem stationären Einkauf verbinden, die Suche nach abgegebenen Paketen in der Nachbarschaft entfällt. Und der stationäre Handel erfährt durch die neue Rolle neuen Zulauf und kann daraus neue Kundenbeziehungen aufbauen.
Über den Autor
Andre Brandt ist Senior Account Manager bei Uniserv und Experte für den Handel. Er hat über 15 Jahre Erfahrung in der IT- und Software-Branche. Für Uniserv begleitet Andre Brandt verschiedene Handelsunternehmen in die digitale Welt, mit besonderem Augenmerk auf der Verbindung von online und offline.Uniserv ist Experte für Kundenstammdaten. Durch die Analyse der Kundendaten steigern Unternehmen den Wert ihrer Kundenbeziehungen und optimieren ihre Business-Prozesse. Das Uniserv-Portfolio umfasst vier Bausteine:
- Data Quality Lösungen sorgen den Firmenangaben zufolge für eine vollständige, valide, korrekte und erreichbare Datenbasis.
- Die Angebote rund um Identity Resolution sichern eindeutige, transparente und rechtskonforme Kundendaten.
- Mit dem Customer Data Hub entsteht die 360-Grad-Kundensicht als belastbare Grundlage für datengetriebene Prozesse und Anwendungen.
- Mit seiner Kompetenz im Consulting realisieren Uniserv auch Customer-Data-Governance-Projekte und macht Unternehmen selbst zum Customer Data Expert.