Obwohl die Händler Gratis-Retouren offensichtlich als relevanten Konversion-Hebel sehen, machen sie ihre Kunden im Webshop nicht proaktiv auf diese Leistung aufmerksam. Lediglich bei 18 der größten Online-Händler fand sich in der Nähe der Hauptnavigation auf der Startseite ein Hinweis auf die Retouren-Kosten. Der Rest scheint seine Kunden lieber nicht mit der Nase darauf stoßen zu wollen, dass sie ihre bestellte Ware auch kostenlos wieder zurücksenden können.
Retouren-Kosten von 3 Euro wären akzeptabel
Im Rahmen der Studie hat parcelLab auch die Erwartungen der Kunden abgefragt. Über das Marktforschungsinstitut YouGov wurden rund 2.200 Online-Shopper ab 18 Jahren aus Deutschland befragt, was sie bei Online-Retouren am meisten nervt. Das Resultat: Nur für knapp 36 Prozent der Internet-Käufer sind kostenpflichtige Retouren ein absoluter Showstopper, weitere 5 Prozent haben dazu keine dezidierte Meinung. Der Rest ist zumindest unter bestimmten Voraussetzungen zur Zahlung einer Gebühr bereit. Im Mittel liegt diese bei 3,03 Euro pro Rücksendung.Doch was genau sind die Argumente, die für ein Ende der Gratis-Mentalität bei Retouren sprechen? Hier zeigt die Befragung: Klimaschutzprojekte sind nur ein schwacher Motivator. Lediglich jeder zehnte Umfrageteilnehmer würde sich an den Retouren-Kosten beteiligen, wenn die gezahlten Gelder in Klimaschutzprojekte investiert würden. Viel stärker ist beispielsweise die Akzeptanz, wenn zuvor der Hinversand kostenlos war. Als Alternative zur kostenpflichtigen Rücksendung per Post bietet sich für Händler mit Filialnetz die kostenlose Rückgabe in einer Filiale an. Für diese Möglichkeit zeigen sich 64 Prozent der Frauen und 58 Prozent der Männer offen.
Erzwungener Kontakt zum Kundenservice
Auf die Frage, was Kunden bei der Rücksendung von Online-Bestellungen am meisten nervt, fällt die Antwort eindeutig aus: Wenn sie gezwungen sind, erst den Kundenservice zu kontaktieren, bevor sie ein Retouren-Label erhalten. Doch der Gegencheck von parcelLab unter den Top-100-Händlern zeigt: In 23 davon (vornehmlich im Bereich Elektronik, Computer & Zubehör, Drogerie und Baumarkt) ist genau dieses Vorgehen gelebte Praxis. Aus Händlersicht mag das Vorgehen strategisch begründbar sein, für die Kunden ist es ein Grund, das nächste Mal bei der Konkurrenz zu bestellen. Deutlich komfortabler stellt sich für die Kunden eine Retouren-Abwicklung über ein Retouren-Portal dar, über das sie im Self-Service ein Retouren-Label generieren können.Darüber hinaus erhalten Kunden über ein Retouren-Portal im Idealfall auch jederzeit Einblick in den Bearbeitungsstand ihrer Retoure. Und genau das ist von mehr als jedem zweiten Kunden auch gewünscht. Doch auch hier enthüllt die Studie von parcelLab eine Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit: Denn tatsächlich schickt aktuell nur etwa jeder zweite Händler eine E-Mail, wenn die Retoure bei ihm eingegangen ist oder die Erstattung eingeleitet wurde.
Retouren-Erstattung auch ohne Bargeld
Laut Studie ist die Bereitschaft der Kunden, statt Bargeld auch einen Gutschein zu akzeptieren, wenn dieser sofort bei Anmeldung der Rückgabe ausgestellt wird, überraschend hoch. Vor allem in der Zielgruppe der 35- bis 44-Jährigen würde fast jeder zweite die Gutschein-Option wählen. In der Gesamtbevölkerung ist es jeder dritte. „Aktuell kann das noch kaum ein Händler in seinem Retourenprozess abbilden“, kommentiert parcelLab-Mitgründer Anton Eder. „Es ist aber eine perfekte Möglichkeit, den bereits getätigten Umsatz im Haus zu behalten und die Kunden dauerhaft an sich zu binden. Daher sollten Händler diese Option zumindest in Betracht ziehen.“Die komplette Studie steht als kostenloser PDF-Download zur Verfügung unter: https://parcellab.com/retouren-studie-2022.