Der Branchenumsatz wächst und lag 2021 den Angaben zufolge bei 5,5 Milliarden Euro. Gleichzeitig scheint das Interesse an Smart Home vielschichtig zu sein: Zwar besitzt mittlerweile fast jeder Zweite in Deutschland ein Smart-Home-Produkt. Wie die repräsentative Konsumentenumfrage von Oliver Wyman und tink ergab, war für rund ein Drittel der Käufer die smarte Funktionalität jedoch nicht das Kaufkriterium. „Viele Verbraucher scheinen sich der Vorteile von Smart-Home-Produkten noch nicht vollends bewusst zu sein und kaufen Geräte daher aus ganz unterschiedlichen Gründen“, konstatiert Martin Schulte, Partner und Konsumgüterexperte bei Oliver Wyman. „Aus Sicht der Hersteller ist das teilweise ernüchternd.“
Smarte Licht- und Heizungssteuerung
Als denkbare Einstiegsprodukte für potenzielle Käufer stoßen laut Studie vor allem Beleuchtungslösungen auf Interesse. So interessieren sich 55 Prozent der bisherigen Nichtkäufer für Lichtsteuerung, 45 Prozent nennen eine vernetzte Heizungssteuerung als ihr Hauptinteresse für einen möglichen Kauf. Mit Abstand folgen Jalousiensteuerung (39 %), Überwachungstechnik (38 %) und vernetzte Steckdosen (33 %). „Wenn es gelingt, mit eher einfachen Einstiegsprodukten für ein positives Nutzererlebnis zu sorgen, wächst das Interesse an komplexeren Themen“, sagt Marius Lissautzki, Mitgründer und CEO der Smart-Home-Verkaufsplattform tink. „Beim Einsparen von Strom und dem effizienteren Gebrauch von Wärmeenergie können Smart-Home-Produkte wie intelligente Thermostate ihren Nutzen unter Beweis stellen.“Beratung überzeugt Kaufinteressierte
Die Untersuchung zeigt auch die Gründe für einen Nichtkauf. Als Haupthindernisse werden ein zu hoch empfundener Preis (40 %) genannt, sowie ein nicht einleuchtender Nutzen (21 %) und Datenschutzbedenken (19 %). Auch die vermeintlich komplexe Installation und die mangelnde Kaufberatung werden als Hürden empfunden. „Es ist wichtig, ein besseres Verständnis für den realen Nutzen von Smart Home zu schaffen. Dies gelingt vor allem durch eine bessere Kaufberatung und das Erleben von echten Anwendungsfällen im Alltag“, erläutert Marius Lissautzki. Bisher halte vor allem Unwissenheit hinsichtlich der Vorteile und Installationsoptionen potenzielle Interessenten vom Kauf ab. Das liege auch an den dominierenden Vertriebsstrukturen, die auf eine eher geringe Beratungsintensität schließen lassen. Den Angaben zufolge werden Smart-Home-Produkte zu mehr als 70 Prozent online gekauft. Amazon dominiert laut Studie mit über 40 Prozent Marktanteil, wobei sich gerade Ältere hier bevorzugt bedienen, um zumeist einfachere Geräte zu erwerben. Meist bieten stationäre Händler (22 Prozent) oder Spezialisten (9 Prozent) eine deutlich umfangreichere Beratung. Ihnen folgt der Direktvertrieb der Hersteller mit sechs Prozent Marktanteil.„Viele Kunden, die einmal erlebt haben, wie sich die gesamte Haustechnik mit einem Fingertipp oder Sprachbefehl steuern lässt, bauen sich sukzessive ein smartes Ökosystem auf“, sagt Lissautzki. In der Studie werden die vereinfachte Steuerung von Geräten und die Fernbedienung von unterwegs als wichtigste Kaufkriterien genannt. „Fast immer geht es den Anwendern bisher um ein bequemeres Wohnen und die Freude an der Technik. Konnektivität ist daher ein wesentlicher Wunsch der Anwender. Entsprechend entwickeln führende Hersteller gemeinsam einheitliche Standards wie Matter“, ergänzt Lissautzki.
Der Wunsch nach bequemerem Wohnen erweist sich in der Studie als größter Kaufanreiz, ein wesentlicher Anteil der Käufe erfolgt aus Neugierde und genereller Innovationslust. „Technikaffine, spontane Menschen waren bisher die Kernkäufergruppe“, so Lissautzki. „Aber das Bild wandelt sich. Vor fünf Jahren war Smart Home ein Thema für Early Adopter und Technik-Fans. Die Studie zeigt, dass die Interessengruppen deutlich breiter geworden sind. Kurz gesagt: Smart Home erobert über klare Use Cases den Massenmarkt.“