Ein dreister Betrüger machte unlängst Schlagzeilen, weil er mit falschen Retouren sich bei Amazon rund 330.000 Euro erschwindelte. Anstatt die bestellten Smartphones zurückzuschicken, behielt der Kunde die Ware und befüllte die Pakete einfach mit Erde, die dem Gewicht der Produkte entsprach. Weil Amazon dieser Betrug nicht auffiel, kassierte der Betrüger gleich doppelt – denn er ließ sich auch die Kaufsumme zurückerstatten. Möglich wurde diese Abzocke durch das hauseigene Retouren-Verfahren von Amazon.
„Händler, die Amazon als Verkaufsplattform nutzen, werden bei solchen Geschichten natürlich hellhörig! Es gibt aber einige wirkungsvolle Tipps, um sich vor Verlusten durch Betrüger zu schützen", erläutert Nicklas Spelmeyer. Der Amazon-Experte verrät im Gastbeitrag, was Marktplatz-Händler tun können, um sich vor Betrugsfällen zu schützen.
Um für Betrüger attraktiv zu sein, muss ein Produkt zwei Bedingungen erfüllen: Es muss hochpreisig sein und von einer bekannten Marke stammen. Besonders Markenkleidung von teuren Modelabels und Elektronikartikel verführen Abzocker dazu, die Pakete zurücksenden, aber den Inhalt zu behalten. Klassische Private-Label-Seller, die mit ihrer eigenen Handelsmarke auf Amazon unterwegs sind, geraten längst nicht so leicht in den Fokus der Betrüger wie Händler, die bekannte Markenartikel weiterverkaufen.
Retouren-Management nicht aus der Hand geben
Natürlich ist Amazon bemüht, den auf der Plattform aktiven Händlern möglichst viel Sicherheit zu gewährleisten. Bei der hohen Zahl der täglich eingehenden Retouren ist es aber nicht möglich, jedes Paket zu öffnen und von Hand zu überprüfen, ob der Inhalt stimmt. Vielmehr wird der Großteil der eingehenden Retouren gewogen – entspricht das Gewicht dem der ursprünglichen Bestellung, wird der Kaufpreis erstattet.
Um sich vor möglichen Betrugsmasche zu schützen, können Händler ihr Retouren-Management selbst übernehmen. In diesen Fällen werden die Retouren einfach von Amazon an den Händler weitergeleitet – damit er den Inhalt des Pakets selbst überprüfen und im Betrugsfall sofort reagieren kann, ohne den Kaufpreis zurückzuerstatten.
Eigenes Fulfillment aufbauen
Noch sicherer wird der Verkauf über Amazon für Händler, wenn sie das gesamte Fulfillment selbst übernehmen. Natürlich spart das Amazon-Fulfillment viel Arbeit. Die gesamte Abwicklung der Bestellungen selbst in die Hand zu nehmen, bietet aber auch viele Vorteile. Läuft das Fulfillment über Amazon, können Betrüger hoffen, in der Masse unterzugehen. Läuft es über die einzelnen Händler, wissen Betrüger, dass sie sich nicht in einer anonymen Großdatenbank verstecken können.
Über den Autor
Nicklas Spelmeyer ist seit drei Jahren auf der Amazon-Plattform erfolgreich als Verkäufer tätig und berät inzwischen über 700 Kunden, wie sie ihre Amazon-Präsenz optimieren können. Sein Fokus liegt auf Marketing und Verkaufspsychologie. Spelmeyer ist außerdem Autor eines Fachbuchs über Amazon-Shops und seit kurzer Zeit auch bei YouTube aktiv. Weitere Informationen unter ecommerce.de.