Allerdings müssen sich Handel und Industrie darauf einstellen, dass die Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte 2021 nachlassen könnte, wenn die pandemiebedingten Beschränkungen gelockert werden. Dann werden voraussichtlich Urlaubs- und andere Freizeitaktivitäten einen größeren Anteil des Haushaltsbudgets benötigen, so die Aussage der GfK.
Hohe Umsätze mit IT-Produkten
IT-Produkte und Haushaltsgeräte erfreuten sich weiterhin großer Beliebtheit. Die Umsätze mit diesen Warengruppen legten im ersten Halbjahr 2021 um 27 Prozent bei IT-Produkten bzw. 25 Prozent bei Elektrokleingeräten zu. Auch andere Bereiche kehrten global gesehen wieder auf Wachstumskurs zurück: Unterhaltungselektronik (plus 18 Prozent), Telekommunikation (plus 30 Prozent) und Elektrogroßgeräte (plus 26 Prozent).Je nach Land gab es jedoch unterschiedliche Entwicklungen. Nach zweistelligen Rückgängen bei Smartphones im Jahr 2020 verzeichnen asiatische Schwellenländer und China beispielsweise ein Wachstum von 29 bzw. 33 Prozent. Was den Gesamtmarkt an technischen Konsumgütern anbelangt, erleben Regionen wie Europa (plus 24 Prozent) und China (plus 32 Prozent) ein neues Nachfragehoch.
Laut GfK Consumer Insights Engine kaufen 17 Prozent der Befragten technische Konsumgüter früher als geplant. Auslöser hierfür können die Erfüllung eines dringenden Bedarfs sein oder die Erwartung von Engpässen und Preisanstiegen. Die gestiegene Nachfrage führt auch dazu, dass die Preise steigen.
Preissteigerungen und Lieferengpässe
Nevin Francis, GfK-Experte im Bereich technische Konsumgüter: „Laut unseren umfangreichen Daten zu Technologie- und Gebrauchsgütermärkten sind die Preise technischer Konsumgüter im ersten Halbjahr 2021 durchschnittlich um 26 Prozent gestiegen. Dieser Trend begann bereits im dritten Quartal 2020. In einigen Kategorien ist der Preisanstieg auf die hohe Nachfrage sowie Lieferengpässen und Rohstoffknappheit zurückzuführen. In anderen Kategorien hingegen haben Konsumenten teilweise zu Premium-Segmenten gewechselt und setzen vermehrt auf hochwertige Produkte von vertrauenswürdigen Marken. Dieser Trend zeigt sich auch in der GfK-Consumer-Life-Studie aus dem Jahr 2020, in der 48 Prozent der Befragten angaben, dass sie Produkte und Dienstleistungen von vertrauenswürdigen Marken kaufen. Auch der Wechsel der Einkaufskanäle trägt zum Premium-Effekt bei. Durch frühzeitiges Erkennen solcher Trends ermöglichen wir unseren Kunden, gezielt zu handeln.“Fokus aufs Zuhause beschleunigt Wachstum
Mobile PCs (für das virtuelle Arbeiten und Lernen) erfreuten sich in von der Pandemie betroffenen Regionen einer hohen Nachfrage. Von Januar bis Juni 2021 führte dies beispielsweise in Lateinamerika zu einem Umsatzwachstum von 64 Prozent und in Südostasien (einschließlich Indien) von 50 Prozent. In Premium-Segmenten wie Gaming-Tastaturen legte der Umsatz in der ersten Jahreshälfte 2021 um 30 Prozent zu. Auch im Unterhaltungsbereich waren größere Displays und Premium-Produkte mit leistungsstarker Ausstattung wichtige Wachstumstreiber.Bei TV-Geräten mit Bildschirmen über 60 Zoll wurde im ersten Halbjahr 2021 ein Umsatz von 11,3 Milliarden US-Dollar verzeichnet, was einem Wachstum von 46 Prozent entspricht. Neue Technologien, wie GPU Sync zur Verbesserung der Synchronisation mit Spielekonsolen, haben bei TVs über 50 Zoll bereits einen Marktanteil von 18 Prozent erreicht. Der fortschreitende Trend hin zu Premium-Geräten lässt laut GfK auch die Preise steigen. Ein Fernseher, der beispielsweise im ersten Halbjahr 2020 rund 429 US- Dollar kostete, wurde im ersten Halbjahr 2021 für 536 US-Dollar angeboten.
Anhaltendes Online-Wachstum?
Online-Verkäufe erreichten im Jahr 2020 einen beispiellosen Höchststand. Durch steigende Impfquoten und schrittweise Lockerungen bestehender Beschränkungen, beobachtet GfK im stationären Einzelhandel eine Rückkehr zu positiven Wachstumszahlen. Dennoch setzen Online-Verkäufe den Trend aus dem Jahr 2020 fort: Ihre Umsätze stiegen weiter um 32 Prozent und machten einen Anteil von 35 Prozent am Gesamtumsatz im ersten Halbjahr 2021 aus. In bestimmten Bereichen wie IT und Elektrokleingeräten lag der Online-Anteil sogar bei 50 Prozent.Nevin Francis ergänzt: „Dieser Trend betrifft vor allem jene Kategorien, in denen bereits vor der Pandemie ein reger Online-Handel herrschte. Die Pandemie hat das Thema Online-Shopping jedoch erheblich beschleunigt und zum Abbau von Vorbehalten auf Konsumentenseite beigetragen. Die großen Gewinner dieses Wandels sind die Online-Shops stationärer Händler. Dies könnte auf die Kombination aus bequemer Handhabung und sofortiger Erfüllung der Bedürfnisse zurückzuführen sein, die stationäre Händler in Kombination mit ihren Online-Shops bieten können. Das Segment an Händlern, die sowohl Offline- als auch Online-Verkäufe anbieten, verzeichnete folglich europaweit eine dreistellige Wachstumsrate von 152 Prozent gegenüber 2019. Services wie Live-Streaming und Social Commerce könnten die nächste Stufe dieser Einzelhandelsentwicklung sein.“