So ist in Deutschland etwas mehr als die Hälfte (54 %) der Menschen der Ansicht, dass die heutige Welt zu stark globalisiert ist – nur knapp ein Viertel (22 %) denkt das Gegenteil. Deutschland liegt damit im Mittelfeld der Globalisierungsskeptiker, so das Ergebnis der Studie „The Way Back Home“. Diese hat die Strategieberatung Oliver Wyman gemeinsam mit der gfu Consumer & Home Electronics GmbH durchgeführt. „Konsumenten nehmen die Hersteller heute stärker in die Pflicht“, erläutert Dr. Sara Warneke, Geschäftsführerin der gfu, die die Messe IFA in Berlin veranstaltet. „Sie müssen nachweisen und klarer kommunizieren, dass ihre Produkte gut für die Menschen und gut für die Umwelt sind.“
Corona und Ukraine-Krieg beschleunigen das Umdenken
Überproportional stark vertreten in der Gruppe der Globalisierungskritiker sind junge sowie akademisch gebildete Menschen. Die Internationalisierung der Wirtschaft werde aber über alle Bevölkerungsschichten hinweg stärker hinterfragt, informiert Dr. Martin Schulte, Partner bei Oliver Wyman und Mitautor der Studie. Als wichtige Ursachen dafür nennt er die Corona-Krise und den Ukraine-Krieg. „Angesichts gestörter Lieferketten und der spürbaren Risiken der Abhängigkeit von Autokratien gewinnt die Frage nach einer lokalen Präsenz und Produktion an Bedeutung.“ Besonders hoch fiel der Zuwachs der Zustimmung bei der Aussage „Mir ist wichtig, wo eine Marke ihren Hauptsitz hat“ in Deutschland aus – ein Plus von 19 Prozent ermittelte die Studie im Vergleich zum Zeitraum vor 2020. 14 Prozent beträgt hierzulande der Zuwachs bei der Aussage „Mir ist wichtig, wo die Marke produziert“.Länderübergreifend gewinnt die Herkunft von Elektro-Hausgeräten und Consumer Electronics an Bedeutung. Zwei Drittel der Befragten bekennen sich zu einer stärkeren Präferenz für Marken, die in ihrem Heimatland den Hauptsitz haben. Etwa drei Viertel schreiben einer lokalen Fertigung eine gewachsene Bedeutung zu. Parallel wird eine transparente Lieferkette erwartet. „Verbraucherinnen und Verbraucher wollen auch wissen, wo die Bauteile der Produkte hergestellt werden und richten ihre Kaufentscheidung danach aus“, sagt Schulte. Dies gelte für alle betrachteten Länder. Von einer heimischen Produktion versprechen sich die Käufer auch eine höhere Qualität und mehr Nachhaltigkeit. Galt bisher die Formel, dass die Globalisierung mehr Vorteile als Nachteile bringe, so winken heute 61 Prozent der Deutschen bei dieser Aussage ab. „Für die Exportnation Deutschland ist dies ein überraschendes Ergebnis“, so Schulte weiter.