Ladendiebstähle verursachen im Handel jährlich Schäden von rund 2,5 Milliarden Euro. Dabei stieg 2019 die Zahl der schweren Delikte im Vergleich zum Vorjahr und erreicht fast wieder den Spitzenwert aus dem Jahr 2016. Diese Angaben gehen aus einer aktuellen Studie des EHI Retail Instituts und aus der Kriminalstatistik der Polizei hervor. Um die Bestrafung und Abschreckung potenzieller Täter zu gewährleisten, fordert der Handelsverband Deutschland (HDE) eine deutlich bessere personelle und materielle Ausstattung der Strafverfolgungsbehörden.
Problem: Organisierte Banden
„Der Anstieg bei den schweren Ladendiebstählen, die oft von organisierten Banden begangen werden, macht dem Einzelhandel große Sorgen. Dabei entsteht ein enormer wirtschaftlicher Schaden“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Der HDE sieht deshalb die Bundesländer gefordert, den Anfang 2019 zwischen den Regierungschefs von Bund und Ländern vereinbarten „Pakt für den Rechtsstaat“ mit insgesamt 2000 neuen Stellen in der Justiz konsequent bis 2021 umzusetzen.
Außerdem setzt sich der Handelsverband dafür ein, die Digitalisierung der Justiz voranzutreiben und insbesondere den Datenaustausch zwischen den Behörden im Bereich der Strafverfolgung zu verbessern. „Diebesbanden machen nicht an Ländergrenzen Halt, gewerbsmäßig agierende Täter sind oft überregional aktiv. Deshalb brauchen Polizei und Staatsanwaltschaften mehr Zusammenarbeit über die Grenzen der Bundesländer hinweg, sowie einen schnellen, professionellen, digitalen Austausch zwischen den Ermittlungsbehörden“, so Stefan Genth.
„Ladendiebstahl ist kein Bagatelldelikt“
Bei den einfachen Ladendiebstählen zeigen die Zahlen der polizeilichen Kriminalstatistik, dass die Zahl der Delikte 2019 weiter gesunken ist. Das ist aber aus Sicht des HDE kein Signal für eine Entwarnung: „Ladendiebstahl ist kein Bagatelldelikt. Nach wie vor entstehen hier Milliardenschäden für die Händler. Zudem müssen wir von einer sehr hohen Dunkelziffer nicht angezeigter Fälle ausgehen“, so der HDE-Hauptgeschäftsführer. Allgemein wird davon ausgegangen, dass nur knapp zwei Prozent der einfachen Ladendiebstähle bei der Polizei gemeldet und somit auch statistisch erfasst werden. Das liege auch daran, dass viele Händler den bürokratischen Aufwand einer Anzeige scheuen, weil die Verfahren nur selten zur Überführung oder Verurteilung der Täter führen.