Die expert-Gruppe gab gestern auf ihrer Bilanzpressekonferenz die Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr bekannt. Vom 1. April 2019 bis 31. März 2020 hat die Langenhagener Verbundgruppe insgesamt einen Innenumsatz von 2,077 Milliarden Euro (Industrieabgabepreise ohne Mehrwertsteuer) erzielt und lag damit 2,8 Prozent unter dem Vorjahreswert. Die expert SE allein hat im Geschäftsjahr 2019/2020 1,863 Milliarden Euro (minus 2,4 Prozent) umgesetzt. Dabei konnte ein Gesamtbonus von 200,5 Millionen Euro an die 211 Gesellschafter ausgeschüttet werden, das entspricht 11,8 Prozent des jahresbonuspflichtigen Umsatzes. Zudem konnte die expert SE mit 34,1 Prozent eine sehr hohe Eigenkapitalquote ausweisen.
Das Geschäftsjahr war gekennzeichnet durch anspruchsvolle Rahmenbedingungen. Unter diesen Voraussetzungen habe expert „ein gutes Ergebnis erzielt und sich auf einem hohen Niveau stabilisiert“, erklärt Dr. Stefan Müller, Vorstandsvorsitzender der expert SE. „Dieses Resultat verdanken wir vor allem der Leistungsfähigkeit unserer Gesellschafter.“
Die Umsatzentwicklung im Geschäftsjahr 2019/2020 verlief in den einzelnen Warengruppenunterschiedlich: Während die Unterhaltungselektronik mit minus 10,6 Prozent rückläufig war, performten die Weiße Ware (plus 3,8 Prozent), IT (plus 7,7 Prozent) und Telekommunikation (plus 2,2 Prozent) positiv. Dabei lagen IT und TK bei expert überdurchschnittlich im Plus, die Umsätze bei Brauner und Weißer Ware entsprachen ungefähr der allgemeinen Marktentwicklung.
Aktuell zählt die expert-Gruppe 211 Gesellschafter mit 409 Standorten. Davon betreiben 145 eine eigene Service-Werkstatt. Die Anzahl der expert-Fachmärkte liegt bei 277. Mit Wirkung zum 1. Oktober 2020 werden außerdem drei neue Gesellschafter mit fünf Fachmärkten zur Verbundgruppe hinzustoßen: expert Brumberg mit Standorten in Kamen und Menden, expert Hartmann in Neustadt an der Aisch und Bad Windsheim sowie expert Haug in Freudenstadt. Sie kommen von Euronics.
Dezentraler Ansatz hat sich bewährt
Herausfordernd war die durch die Corona-Pandemie bedingte Ausnahmesituation. Die Zentrale in Langenhagen hat alle expert-Gesellschafter bestmöglich unterstützt, ebenso half die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Industrie- und Dienstleistungspartnern. Während der Lockdown-Phase habe sich insbesondere der dezentrale expert-Ansatz bewährt, also das stationäre Geschäft mit regionaler Verankerung zusammen mit dem überregionalen Online-Auftritt. Mit unternehmerischem Geist und gelebter Kundennähe hätten die Gesellschafter dieses Konzept erfolgreich realisiert. Auch konnte die Zentrale zu jeder Zeit die Warenverfügbarkeit sicherstellen. Naturgemäß hat der Online-Absatz während des Lockdowns sehr stark zugelegt (plus 600 Prozent) und sich seit Mai auf hohem Niveau eingependelt (plus 300 Prozent gegenüber Vorjahr).
Hinsichtlich des Konjunkturpakets der Bundesregierung empfiehlt expert den Gesellschaftern, die Senkung des Mehrwertsteuersatzes direkt an ihre Kundschaft weiterzugeben. Am POS und online sollen Kunden „Mit Sicherheit die richtigen Preise“ wahrnehmen. Generell sind die vollständigen Auswirkungen der Pandemie auch für die expert-Gruppe nicht absehbar, sodass weiterhin latente Risiken bestehen bleiben. Dennoch blickt der Vorstand „mit Zuversicht in die Zukunft“. Momentan herrsche sogar eine gewisse Sonderkonjunktur, so dass expert zuletzt (ebenso wie Euronics) außergewöhnliche Umsatzzuwächse verbuchen konnte. Im Mai waren es plus 23,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dieser Trend setzte sich erfreulicherweise im Juni fort.
Nachhaltige Mehrwerte für Kunden
Im aktuellen Geschäftsjahr verfolgt expert weiterhin die bisher eingeschlagene Strategie:
Kontinuierlicher Ausbau des Serviceportfolios durch das Netz an 145 Service-Werkstätten, die Erweiterung der DHL-Paketstationen als zusätzliche Kontaktfläche zum Kunden sowie die direkte Kundenansprache mittels CRM.
Mit expert Connect wird dem Kunden die Vernetzbarkeit der Produkte als ganzheitliche Lösung aufgezeigt.
„Wir bieten den Kunden Mehrwerte, die weit über das reine Produkt hinausgehen“, betont Frank Harder, Vorstand für Vertrieb, Marketing und E-Commerce. „Zusätzlich haben wir bei der Erweiterung unserer Service-Leistungen stets die Nachhaltigkeit im Blick.“ So wurden seit 2013 (mit Hilfe der Tochterfirma expert Technik SE & Co. KG) zahlreiche E-Tankstellen an expert-Standorten installiert. Auch das im letzten Jahr eingeführte Mehrwegbehälter-Konzept habe sich bewährt.
Darüber hinaus werden digitale Prozesse vorangetrieben, wie die NEO-Tablets für Verkäufer, elektronische Preisschilder und die Optimierung des zentralen Webauftritts auf expert.de. In der Online-Vermarktung möchte expert von den Kunden nicht als Preistreiber mit dem günstigsten Angebot wahrgenommen werden, sondern orientiert sich vielmehr am durchschnittlichen Marktpreis.
Mitarbeiter „als Schlüssel zum Erfolg“
Sehr wichtig bleiben die Mitarbeiter: „Sie sind unser Schlüssel zum Erfolg, um den Kundenwunsch ideal zu erfüllen. Deshalb stellen wir sie in den Fokus“, sagt Gerd-Christian Hesse, Vorstand für Finanzen, Personal und Versicherung. Im vergangenen Geschäftsjahr entwickelte expert daher einheitliche Leitlinien, die ein gemeinsames Ziel verfolgen: Für jeden Mitarbeiter bedarfsgerechte Maßnahmen zur kontinuierlichen Förderung der individuellen Kompetenzen zu erarbeiten und ihm attraktive Qualifizierungsmöglichkeiten zu bieten. Mystery Shopping für On- und Offline inklusive umfassender Analyse soll die Beratungs- und Verkaufsqualifikation langfristig optimieren.
Zukunftsfähige Kernkompetenz: Logistik
Um eine optimale Warenversorgung für den stationären Fachhandel und das wachsende Online-Geschäft zu gewährleisten, investiert die Verbundgruppe in den Neubau eines leistungsstarken expert Fulfillment Centers auf dem Grundstück der Zentrale in Langenhagen. Nach Baubeginn im April 2020 schreitet der Bau planmäßig voran. Die Fertigstellung und Inbetriebnahme der neuen expert-Logistik soll Ende 2021erfolgen. Das Lager wird dann eine Fläche von 12.585 Quadratmeter haben, außerdem werden in dem Gebäude 142 Büroplätze eingerichtet.