Immer größere Bildformate
Als die Fernseher noch Röhren hatten, waren Bildschirmdiagonalen von 32 Zoll das Traum-Maß aller Heimkino-Fans, umgerechnet sind das 82 Zentimeter. Über 60 Kilogramm brachten TV-Geräte mit solchen überschaubaren Abmessungen damals auf die Waage. Heute spielen 32-Zöller eher Nebenrollen als Zweitfernseher in der Küche oder im Schlafzimmer. Der Trend geht unaufhaltsam zu immer größeren Bildformaten. War das beliebteste TV-Diagonalmaß vor zehn Jahren noch unter 36 Zoll (92 Zentimeter), so stellen Geräte mit Bildschirmen von 45 Zoll (94 cm) und größer mit 2,9 Milliarden Euro mittlerweile den größten Umsatzanteil (71 Prozent).[su_quote]„So ausgereift die Technik moderner TV-Geräte mit 8K, OLED, HDR oder flexiblen Displays auch heute schon ist – es gibt weiterhin Spielraum für spektakuläre Weiterentwicklungen.“ – Hans-Joachim Kamp, gfu[/su_quote]
Fernseher mit 55 oder 65 Zoll großen Bildschirmen, vor wenigen Jahren noch Exoten für Heim-Cineasten mit üppigem Hobby-Budget, sind inzwischen im Konsumenten-Alltag angekommen. Hier verzeichnen die Marktdaten im letzten Jahr Steigerungen von sieben (Bildschirmklasse 55-59 Zoll, 140-150 cm) und 28 Prozent (Bildschirmklasse 60-69 Zoll, 152-175 cm). 75 Zoll (190 Zentimeter) rückt als neues High-End-Format nach und die größten Bildschirme für das Kino im Wohnzimmer werben sogar mit noch eindrucksvolleren Diagonalmaßen bis hin zu 98 Zoll (248 Zentimeter).
Ultrafeine Pixelraster
Große Bildflächen sind auch die Voraussetzung für einen anderen Bildschirmtrend, die wei-tere Verfeinerung des Pixelrasters. 8K ist das Kürzel für diese Innovation: Bildschirme die-ser Klasse bilden jede Bildzeile mit fast 8.000 Bildpunkten ab. Insgesamt stellen sie die be-wegten Bilder mit über 33 Millionen Pixeln dar, also im Vergleich zu Full HD mit der vierfa-chen Menge an Bildpunkten. In Filmstudios und anderen Produktionsumgebungen hat die 8K-Technik längst begonnen, sich zu etablieren.Für Konsumenten steht Bildmaterial in 8K-Auflösung zwar vorerst kaum zur Verfügung, aber eingebaute, effiziente Skalierer, die sich auf künstliche Intelligenz stützen, können Material in konventionellen Auflösungen so geschickt an 8K-Bildschirme anpassen, dass die neue Technik einen sichtbaren Gewinn an Klarheit und Schärfe bringt.
Samsung produziert Musikvideo in 8K
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Spektakuläre Kontraste
Für eine höhere Bildqualität steht auch der HDR-Trend – die Ausweitung des Kontrastumfangs von Bildschirmen und bewegten Bildern. In HDR produzierte Blu-ray-Discs bieten Videos in passender Qualität, im Angebot der Streaming-Dienste ist HDR ebenfalls angekommen. Immer höhere Werte der Spitzenhelligkeit, besonders unter den Bildschirm-Modellen auf LCD-Basis und tiefes Schwarz, ein typisches Merkmal von OLED-Bildschirmen, bilden die Grundlage für eindrucksvolle HDR-Wiedergabe. HDR-tüchtige Fernsehgeräte können sogar Bewegtbilder in Standard-Qualität an den Kontrastum-fang ihrer Bildschirme anpassen und so für einen höheren TV-Genuss sorgen.Neue Materialien und Bauformen
Mit weiteren Innovationen bereiten sich die TV-Hersteller heute schon auf die Märkte von morgen vor. Dazu gehören Weiterentwicklungen flexibler Displays: Schon jetzt gibt es ein Seriengerät, das seinen OLED-Bildschirm aufgerollt in einem schmalen Gehäuse verstaut und bei Bedarf senkrecht nach oben fährt, um so eine 65 Zoll große Bildfläche ins Wohn-zimmer zu zaubern. Ebenso interessant: Micro LED, auch Crystal LED, könnte sich zur Bild-schirmtechnik der Zukunft entwickeln. Hier bestehen die Bilder aus selbst leuchtenden, kris-tallinen Leuchtdioden, von denen sich die Hersteller besonders hohe Langzeitstabilität ver-sprechen.LG präsentiert OLED TV mit einrollbarem Bildschirm
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Allerdings sind diese LED-Bildpünktchen aktuell noch deutlich größer als jene in LCD- oder OLED-Technik. Zudem setzen sich Micro-LED-Schirme im TV-Kaliber aus kleineren, randlos zusammengefügten Einheiten zusammen, weil sich große Formate noch nicht an einem Stück herstellen lassen. Solche vorläufigen Einschränkungen könnten sogar die Basis künftiger Produktideen werden – etwa für Bildschirme aus Micro-LEDs, die sich wie Kacheln zu beliebigen Formen und Größen kombinieren lassen.
Spielraum für Zukunftslösungen
Prototypen zeigen bereits, wie sich solche Zukunftslösungen handhaben lassen: Je Kachel genügen demnach zwei Handgriffe. Der erste fixiert einen flachen Unterbau mit der Ansteuerelektronik magnetisch an der Wand, der zweite setzt das eigentliche Bildelement darauf und eine zusätzliche Master-Elektronik übernimmt das Management der Bildinhalte und ihre Verteilung auf die einzel-nen Kachelelemente.„Es gibt weiterhin Spielraum für spektakuläre Weiterentwicklungen. Das betrifft nicht nur die Parameter der Bildqualität und der Auflösung, auch neue Materialien und Bauformen sowie flexible und transparente Displays werden in der Zukunft weitere starke Akzente setzen – es bleibt spannend“, resümiert Hans-Joachim Kamp.
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