43,7 Prozent der Deutschen finden Amazons Marktmacht bedenklich. 87,4 Prozent von ihnen kaufen deshalb bewusst weniger bei Amazon ein. Und 67,9 Prozent der Deutschen würden die Einführung einer Digitalsteuer nach französischem Vorbild gutheißen. Dies ist das – für Amazon negative – Ergebnis einer repräsentativen Umfrage, die Statista Mitte September im Auftrag des Verbraucherforums mydealz.de unter 1.000 Konsumenten durchgeführt hat. Konsumenten befürchten vor allem, dass andere Händler unter Amazons Marktmacht leiden und Amazon die Preise freibestimmen kann.
Verbraucher befürchten, dass Amazon seine Marktmacht missbraucht
Fragt man Verbraucher nach den Gründen für ihre Skepsis, bekommt man vor allem eine Antwort: Sieben von zehn Deutschen, die die Marktsituation im deutschen Onlinehandel problematisch finden, fürchten, dass Amazon seine starke Position missbraucht: 70,7 Prozent haben Bedenken, dass andere Online-Händler unter Amazons Marktmacht leiden. 68,2 Prozent fürchten für sich selber Nachteile und denken, Amazon könne „die Preise so hoch ansetzen wie sie wollen“, wenn der Wettbewerb fehlt. Und 68,0 Prozent – Mehrfachantworten waren bei dieser Frage möglich – gaben bei der Umfrage zu bedenken, ein (zu) starkes Amazon könne Zulieferern die Preise diktieren.Viele Verbraucher haben ihr Einkaufsverhalten angepasst
Wie sehr sich Amazons Dominanz auch ganz konkret auf das Konsumverhalten auswirkt, zeigt ein anderer Teil der Umfrage. Neun von zehn Verbrauchern (87,4 Prozent), die Amazons Marktmacht als problematisch empfinden, haben ihr Einkaufsverhalten bereits entsprechend angepasst. Am stärksten profitiert der klassische Einzelhandel von diesem Trend: Jeder dritte Verbraucher (33,9 Prozent) kauft als Reaktion auf Amazons Dominanz „prinzipiell so viel wie möglich im klassischen Handel“ und „nur“ jeder Sechste (14,9 Prozent) kauft „prinzipiell so viel wie möglich bei anderen Online-Händlern“.Nicht alle Verbraucher sind aber so konsequent, dass sie einen möglichst weiten Bogen um Amazon machen. Viele Konsumenten, die Amazons Marktposition bedenklich finden, kaufen nur immer dann bei anderen Händlern ein, wenn sie diese als – zumindest annähernd – gleichwertige Alternative wahrnehmen. Der Preis ist für sie dabei entscheidender als das Angebot und die Lieferzeit. Jeder Fünfte (19,9 Prozent) kauft immer dann bei anderen Händlern ein, wenn der Preis ähnlich günstig ist wie bei Amazon. 14,4 Prozent geben anderen Händlern den Vorrang, wenn sie das gesuchte Produkt vorrätig haben. Und 4,4 Prozent kaufen immer dann bei anderen Händlern ein, wenn sie „ähnlich schnell liefern können“.
Sieben von zehn Verbrauchern befürworten die Einführung einer Digitalsteuer
Nur zur Erinnerung: 43,7 Prozent der Verbraucher finden Amazons Marktmacht problematisch und 64,5 Prozent von ihnen kritisieren, dass Amazon in Deutschland keine Steuern bezahle. Entsprechend eindeutig gestaltet sich auch das Stimmungsbild zu einer Frage, die Politik und Wirtschaft zurzeit kontrovers diskutieren: 67,9 Prozent der Deutschen befürworten die Einführung einer Digitalsteuer für ausländische Internetkonzerne nach französischem Vorbild und denken, dass diese zu einem faireren Wettbewerb beitragen könnte.[su_spoiler title="Hintergrundinformationen zur Umfrage" style="simple"]Die Aussagen in diesem Text basieren auf einer repräsentativen Umfrage, die das Marktforschungsunternehmen Statista im Auftrag des Verbraucherforums mydealz.de im September 2019 durchgeführt hat. 1.000 Verbraucher haben hierbei folgende Fragen beantwortet: „Amazon hat in Deutschland einen Marktanteil von 45,8 Prozent, wie das Kölner Institut für Handelsforschung berechnet hat. Finden Sie Amazons Marktmacht bedenklich?“, „Sie haben angegeben, dass Sie Amazons Marktmacht bedenklich finden. Welche der folgenden Aussagen ist ein Grund für Ihre Bedenken (Mehrfachantworten möglich)?“, „Bitte teilen Sie uns mit, inwiefern Sie die Marktmacht von Amazon in Ihrem Einkaufsverhalten beeinflusst: Welche der folgenden Aussagen trifft am stärksten auf Sie zu?“, „Sie haben angegeben, dass Sie Amazons Marktmacht nicht bedenklich finden. Bitte wählen Sie alle Aussagen aus, die Ihrer Meinung nach zutreffen (Mehrfachantworten möglich)?“ sowie „In Frankreich müssen Konzerne wie Amazon, Apple, Facebook und Google zukünftig eine extra Digitalsteuer auf ihre Einnahmen zahlen. Denken Sie, Deutschland sollte auch eine solche Steuer für ausländische Internetkonzerne einführen?“ und „Vertrauen Sie Bewertungen auf Amazon?“. Gearbeitet wurde mit einer repräsentativen Bevölkerungsstichprobe, die mittels fester Quoten bezüglich des Geschlechts, Alters und der Region gebildet wurde. Rohdaten: https://mdz.me/amzumfrage[/su_spoiler]
Nur jeder dritte Deutsche vertraut Bewertungen bei Amazon
Kritik musste Amazon in den letzten Monaten auch von Verbraucherschützern einstecken. Die britische Verbraucherschutzorganisation Which? deckte beispielsweise im April auf, dass 87 Prozent der Bewertungen bei Amazon nicht glaubwürdig seien. Und obwohl Amazon gekauften Bewertungen inzwischen öffentlichkeitswirksam den Kampf angesagt hat, sitzt das Misstrauen bei vielen Verbrauchern tief. Nur jeder Dritte (34,5 Prozent) vertraut den bei Amazon abrufbaren Kundenstimmen; 65,5 Prozent halten sie indes für nicht vertrauenswürdig.Etwas positiver fällt das Bild für Amazon nur aus, wenn man sich ansieht, wie viele Verbraucher sich an Kundenbewertungen orientieren. Hier gibt es drei Gruppen: Die kleinste, für Amazon aber vermutlich wertvollste Gruppe ist die der Verbraucher, zu deren Kaufentscheidung Kundenbewertungen „wesentlich“ beitragen. 7,8 Prozent der Verbraucher lassen sich ihr zuordnen. 26,7 Prozent der Verbraucher erklärten bei der mydealz-Umfrage, Kundenbewertungen seien für sie „einer der Faktoren, von denen ich meine Kaufentscheidung abhängig mache“. Und weitere 42,3 Prozent der Verbraucher vertrauen Kundenbewertungen zwar nicht, lesen sie aber immerhin, um einen „ersten Eindruck“ zu erhalten. Rund jeder Vierte (23,2 Prozent) zieht keinen Mehrwert aus den bei Amazon veröffentlichten Kundenstimmen.
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